Migrazija-yeah-yeah ...

WienWoche 2014
© Wienwoche 2014

Das Schreckgespenst der „Nation“, die Allzweckwaffe für billige Wahlprozente und überhaupt der Grund-für-alle-Probleme-wo-es-gibt... Heiß umkämpft, scharf geregelt, ständig schlecht geredet. Österreich kämpft den ewigen Kampf um das österreichische in der Palatschinke und mag sie nicht einmal mit denen teilen, die sie kochen. Das nervt!

Mehr als ein Pass in der Tasche, mehr als eine Sprache auf der Zunge, mehr als eine Geschichte im Kopf, mehr als gelungene Integration im Zeugnis – was die Migration aus der „Nation“ macht, ist inspirierend, spannend, stärkend, verunsichernd. Migration macht das Leben nicht un-, sondern urcool. Kurz: egal ob Istanbul, Chicago, Beograd oder Lagos, Wien ist all das und soll noch mehr werden.
Migration sagt nicht zu jeder „Regel“ Ja und Amen, erkämpft Rechte, reißt Witze, schreibt Geschichte, macht Liebe und verändert alle. Migration lässt alte Fragen neu stellen: Dürfen alle arbeiten, wenn sie es wollen? Dürfen sich alle aussuchen, wo sie arbeiten möchten? Dürfen alle so viel verdienen, dass auch alle davon leben können? Dürfen alle dort leben, wo sie leben wollen? Dürfen alle alles lernen, was für alle als Wissen wichtig ist? Dürfen alle so lieben, wie sie lieben wollen, hete, homo, mono, poly oder mal so mal so? Dürfen alle heiraten, die das tun wollen? Dürfen alle mitwählen, die regiert werden? Dürfen alle mitsprechen, wenn sie etwas zu sagen haben?
WIENWOCHE sagt Ja! und lädt alle* ein, die solche Fragen ebenfalls so beantworten und weitere stellen wollen. Ästhetisch, kämpferisch, kontrovers, lustig, politisch, radikal und sozial – wir sagen 2014 "Migrazija-yeah-yeah...".

Für das Team von WIENWOCHE
Petja Dimitrova, Can Gülcü und Radostina Patulova

* Mit Migration meinen wir nicht ausschließlich jene der letzten Jahrzehnte. Österreich ist seit mindestens Mitte des 19. Jahrhunderts ein Einwanderungsland. Somit schließt unsere Vorstellung der Migration alle in dieser Zeit stattgefundenen Bewegungen ein, sei es die jüdische Migration oder jene aus den „Kronländern“.
Das „alle“ in unserer Ausschreibung meint nicht nur alle „Migrant_innen“. Damit sind alle angesprochen, die Österreich als Einwanderungsland begreifen und sich in ihren Projekten kritisch mit den Veränderungen der Gesellschaft auseinandersetzen wollen.

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